Modellregionen
Im Zuge der Erstellung des DSS-TORBOS wurden die relevanten und potentiell möglichen Landnutzungsoptionen in zwei Modellregionen erarbeitet. Für die Randow-Welse-Niederung lag hierbei der Fokus auf überwiegend torfschonende Landnutzungsoptionen. Mit der Betrachtung der Modellregion Vorpommern wurden weiterführend torferhaltende Landnutzungsoptionen betrachtet. Im Folgenden werden die Regionen kurz skizziert und es wird eine Abschätzung der Treibhausgasemissionen, bei einer gedachten Wiedervernässung, gegeben.
Randow-Welse-Niederung
Der Flächenbaustein Randow-Welse-Niederung ist eine der größten zusammenhängenden, unzerschnittenen und weitgehend unbesiedelten Moorgebiete Deutschlands. Größtenteils ist diese derzeit durch großflächige z. T. intensive Grünlandnutzung zur Silage- und Heuproduktion, aber auch extensive Mutterkuhhaltung und Ackerbau geprägt. An den Talrändern erhöhen Quellmoore, Niederungswälder und geschützte Trockenrasen die Biodiversität. Die Region ist ein bedeutender Lebensraum für Brut- und Zugvögel mit globaler Bedeutung und deshalb als Natura 2000-Gebiet (SPA) geschützt. Fast die gesamte Niederung ist durch Entwässerungssysteme — beginnend im 18. Jh. — mit einem komplexen Ausbau in den 60-er Jahren des 20. Jh. tiefgreifend beeinflusst.
Legt man für die Randow-Welse-Niederung (22.000 Hektar) eine mittlere jährliche Freisetzungsrate von 7 t CO₂ pro Hektar und Jahr zu Grunde (Kluge et al. 2008), ergibt sich eine potenzielle CO₂-C Freisetzung von etwa 150.000 t CO₂ pro Jahr. Da die ausschlaggebenden Faktoren der CO₂-C Freisetzung von Niedermooren der vorherrschende Grundwasserstand und die Landnutzung sind, können sich aus Nutzungsänderungen große CO₂-Einsparpotenziale ergeben (Wichtmann et al. 2015). Im ELaN-Projekt wurde für die Randow-Welse-Niederung das CO₂-Einsparpotential, welches sich durch eine Anhebung der mittleren Grundwasserstrände von 60 cm unter Flur auf 40 cm unter Flur ergibt, berechnet. Die CO₂-Emissionen lassen sich so um 1,5 t pro Hektar und Jahr reduzieren. Bezogen auf die Gesamtfläche der Randow-Welse-Niederung besteht also ein Einsparpotential von 36.000 t CO₂ pro Jahr, durch eine Anhebung der Grundwasserstände um 20 cm (Kluge et. al 2013).
Vorpommern
In der Modellregion Vorpommern liegen die ca. Hälfte aller Moorgebiete des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Mit einem Flächenanteil von ca. 19 % bezogen auf die Gesamtfläche, ist der Anteil der Moorgebiete deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Innerhalb der Modellregion liegen einige der größten Naturschutzgebiete Deutschlands, wie dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft oder z. B. dem Peenetal. Die Moore in der Modellregion sind ebenfalls ein bedeutender Lebensraum für Brut- und Zugvögel und daher zum großen Teil als Natura 2000-Gebiete geschützt.
Bedingt durch Flächenanteil und der teils tiefreichenden Entwässerung (> 80 % der Flächen sind mäßig bis stark entwässert), zählt die Region zu den „Hotspots“ bei der Emission von Treibhausgasen. Im Projekt „Vorpommern Initiative für Paludikultur“ wurde anhand einer flächenscharfen Potentialanalyse die Wirkung einer großflächigen Umsetzung von Paludikultur berechnet. Limitierend durch die erzielbaren Grundwasserstände kann Paludikultur auf nicht allen Flächen etabliert werden. Bei einer größtmöglichen Umsetzung, hierbei wären rund 59 % der Fläche Paludikultur und rund 37 % Grünland bzw. Feuchtgrünland, könnten durch im Durchschnitt 6,3 t CO₂-Äq. und Jahr eingespart werden (Wichtmann et al. 2015).
Literatur
Kluge, B., G. Wessolek, M. Facklam, M. Lorenz, K. Schwärzel (2008): Long-term carbon loss and CO₂-C release of drained peatland soils in northeast Germany. Europ. J. of Soil Sci. 1076–1086.
Wichtmann, W., Schröder C. & H. Joosten (Hg.) (2015): Paludikultur — Bewirtschaftung nasser Moore für regionale Wertschöpfung, Klimaschutz und Biodiversität, Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart.